Reisen: Prishtina, Kosovo

zum feiern braucht der kuler keinen club

«Neu geboren» steht in grossen Buchstaben vor der Sportanlage an der Luan Haradinaj Strasse: Seit der Unabhängigkeitserklärung Kosovos von Serbien am 17. Februar 2008 zeugt das Newborn-Monument in der Hauptstadt Prishtina vom Neuanfang. Fans von Rita Ora kennen das Denkmal aus ihrem Video «Shina ya Light».

Das Land ist jung, die Staatsgründung liegt gerade mal neun Jahre zurück. Rund ein Drittel der Bewohner ist unter 35 Jahre alt. Wie vertreibt sich die Zukunft des Landes ihre Freizeit? Ich will es wissen und reise nach Prishtina.

Zum Frühstück treffe ich mich mit zwei Freundinnen in der Bäckerei «Bukatore & Cafe» an der Enver Maloku 82. Während ich meinen Schwarztee aus dem kleinen Gläschen nippe, erzählen sie, dass Dua Lipa’s Vater soeben hier war. Die Popsängerin mit kosovarischen Wurzeln reist um dem Globus, ihr Papa trinkt hier seinen Kaffee.

Prishtina hat offiziell 200'000 Einwohner und ist auch der Regierungssitz. Im Stadtzentrum lädt der Boulevard Nënë Tereza zum Bummeln ein. Die Fussgängerzone ist der berühmtesten Albanerin, Mutter Teresa, gewidmet und ein Treffpunkt für Jung und Alt. Die «Kulerat» (so nennen die Kosovaren ihre Hipsters) bevorzugt das Café Dit’e Nat’ oder das Soma. Die Taverna Tirone entpuppt sich als gemütlicher Ort, um Tapas zu essen.

Das Café Soma in Prishtina, Kosovo. (Foto: Tanya König)

Das Café Soma in Prishtina, Kosovo. (Foto: Tanya König)

Traditioneles albanisches Essen serviert die Taverna Sofra Bezi. Wenn die Sänger das Mikrofon zur Hand nehmen, verwandelt sich der Platz zwischen Stühlen und Tischen in eine Tanzfläche. Schnell wird klar: Zum Feiern brauchen die Kosovaren nicht in einen Club zu gehen. Wo wie im jünsten Land Europas die Möglichkeiten limitiert sind, schaffen sich die Menschen irgendwie welche.

Prishtina, Foto: Tanya König

 

Dieser Artikel erschien am 21. April 2017 in der Schweizer Zeitung «Blick am Abend» und kann auch auf Blick.ch oder auf Albanisch auf Albaninfo.ch gelesen werden.